0.101.095

 AS 2021 461; BBl 2015 2347

Übersetzung

Protokoll Nr. 15
über die Änderung der Konvention zum Schutze
der Menschenrechte und Grundfreiheiten

Abgeschlossen am 24. Juni 2013
Von der Bundesversammlung genehmigt am 18. März 20161
Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 8. Juli 2016
In Kraft getreten für die Schweiz am 1. August 2021

(Stand am 16. März 2022)

Präambel

Die Mitgliedstaaten des Europarats und die anderen Hohen Vertragsparteien der am 4. November 19502 in Rom unterzeichneten Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (im Folgenden als «Konvention» bezeichnet), die dieses Protokoll unterzeichnen,

im Hinblick auf die Erklärung, die auf der am 19. und 20. April 2012 in Brighton abgehaltenen hochrangigen Konferenz zur Zukunft des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte angenommen wurde, sowie auf die Erklärungen, die auf den am
18. und 19. Februar 2010 in Interlaken und am 26. und 27. April 2011 in Izmir abgehaltenen Konferenzen angenommen wurden;

im Hinblick auf die Stellungnahme Nr. 283 (2013), die von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats am 26. April 2013 angenommen wurde;

in der Erwägung, dass es notwendig ist zu gewährleisten, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (im Folgenden als «Gerichtshof» bezeichnet) weiterhin seine herausragende Rolle beim Schutz der Menschenrechte in Europa spielen kann,

haben Folgendes vereinbart:

Art. 1

Am Ende der Präambel der Konvention wird eine neue Erwägung mit folgendem Wortlaut angefügt:

«in Bekräftigung dessen, dass es nach dem Grundsatz der Subsidiarität in erster Linie Aufgabe der Hohen Vertragsparteien ist, die Achtung der in dieser Konvention und den Protokollen dazu bestimmten Rechte und Freiheiten zu gewährleisten, und dass sie dabei über einen Ermessensspielraum verfügen, welcher der Kontrolle des durch diese Konvention errichteten Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte untersteht».

Art. 2

1.  In Artikel 21 der Konvention wird ein neuer Absatz 2 mit folgendem Wortlaut eingefügt:

«Die Kandidaten dürfen zu dem Zeitpunkt, zu dem die Liste von drei Kandidaten nach Artikel 22 bei der Parlamentarischen Versammlung eingehen soll, das 65. Lebensjahr nicht vollendet haben.»

2.  Die Absätze 2 und 3 des Artikels 21 der Konvention werden die Absätze 3 und 4 des Artikels 21.

3.  Artikel 23 Absatz 2 der Konvention wird aufgehoben. Die Absätze 3 und 4 des Artikels 23 werden die Absätze 2 und 3 des Artikels 23.

Art. 3

In Artikel 30 der Konvention werden die Wörter «sofern nicht eine Partei widerspricht» gestrichen.

Art. 4

In Artikel 35 Absatz 1 der Konvention werden die Wörter «innerhalb einer Frist von sechs Monaten» durch die Wörter «innerhalb einer Frist von vier Monaten» ersetzt.

Art. 5

In Artikel 35 Absatz 3 Buchstabe b der Konvention werden die Wörter «und vorausgesetzt, es wird aus diesem Grund nicht eine Rechtssache zurückgewiesen, die noch von keinem innerstaatlichen Gericht gebührend geprüft worden ist» gestrichen.

Schluss- und Übergangsbestimmungen

Art. 6

1.  Dieses Protokoll liegt für die Hohen Vertragsparteien der Konvention, zur Unterzeichnung auf; sie können ihre Zustimmung, gebunden zu sein, ausdrücken, indem sie es:

a)
ohne Vorbehalt der Ratifikation, Annahme oder Genehmigung unterzeichnen; oder
b)
vorbehaltlich der Ratifikation, Annahme oder Genehmigung unterzeichnen und später ratifizieren, annehmen oder genehmigen.

2.  Die Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunden werden beim Generalsekretär des Europarats hinterlegt.

Art. 7

Dieses Protokoll tritt am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten nach dem Tag folgt, an dem alle Hohen Vertragsparteien der Konvention nach Artikel 6 ihre Zustimmung ausgedrückt haben, durch das Protokoll gebunden zu sein.

Art. 8

1.  Die durch Artikel 2 dieses Protokolls eingeführten Änderungen gelten nur für Kandidaten auf Listen, die nach dem Inkrafttreten dieses Protokolls der Parlamentarischen Versammlung gemäss Artikel 22 der Konvention vorgelegt werden.

2.  Die durch Artikel 3 dieses Protokolls eingeführte Änderung gilt nicht für anhängige Rechtssachen, bei denen eine der Parteien vor dem Inkrafttreten dieses Protokolls dem Vorschlag einer Kammer des Gerichtshofs widersprochen hat, die Sache an die Grosse Kammer abzugeben.

3.  Artikel 4 dieses Protokolls tritt nach Ablauf eines Zeitabschnitts von sechs Monaten nach dem Inkrafttreten dieses Protokolls in Kraft. Artikel 4 dieses Protokolls gilt nicht für Beschwerden, bei denen die endgültige Entscheidung im Sinne des Artikels 35 Absatz 1 der Konvention vor dem Inkrafttreten des Artikels 4 dieses Protokolls ergangen ist.

4.  Alle anderen Bestimmungen dieses Protokolls gelten ab seinem Inkrafttreten nach Artikel 7.

Art. 9

Der Generalsekretär des Europarats notifiziert den Mitgliedstaaten des Europarats und den anderen Hohen Vertragsparteien der Konvention:

a)
jede Unterzeichnung;
b)
jede Hinterlegung einer Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunde;
c)
den Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Protokolls nach Artikel 7; und
d)
jede andere Handlung, Notifikation oder Mitteilung im Zusammenhang mit diesem Protokoll.

Zu Urkund dessen haben die hierzu gehörig befugten Unterzeichneten dieses Protokoll unterschrieben.

Geschehen zu Strassburg am 24. Juni 2013 in englischer und französischer Sprache, wobei jeder Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, in einer Urschrift, die im Archiv des Europarats hinterlegt wird. Der Generalsekretär des Europarats übermittelt allen Mitgliedstaaten des Europarats und den anderen Hohen Vertragsparteien der Konvention beglaubigte Abschriften.

(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 16. März 20223

3 AS 2021 461; 2023 382. Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereichs dieser Übereinkommen und Protokolle ist auf der Publikationsplattform des Bundesrechts «Fedlex» unter folgender Adresse veröffentlicht: www.fedlex.admin.ch/de/Treaty..

Vertragsstaaten

Ratifikation

Inkrafttreten

Albanien

17. Dezember

2015

1. August

2021

Andorra

27. Mai

2015

1. August

2021

Armenien

30. August

2016

1. August

2021

Aserbaidschan

3. Juli

2014

1. August

2021

Belgien

4. April

2018

1. August

2021

Bosnien und Herzegowina

18. September

2020

1. August

2021

Bulgarien

11. Januar

2016

1. August

2021

Dänemark*

22. Juli

2016

1. August

2021

Deutschland

15. April

2015

1. August

2021

Estland

30. April

2014

1. August

2021

Finnland

17. April

2015

1. August

2021

Frankreich

3. Februar

2016

1. August

2021

Georgien

6. Juli

2015

1. August

2021

Griechenland

5. Oktober

2018

1. August

2021

Irland

24. Juni

2013

1. August

2021

Island

3. Juli

2017

1. August

2021

Italien

21. April

2021

1. August

2021

Kroatien

9. Januar

2018

1. August

2021

Lettland

4. Dezember

2017

1. August

2021

Liechtenstein

26. November

2013

1. August

2021

Litauen

2. September

2015

1. August

2021

Luxemburg

21. Dezember

2017

1. August

2021

Moldau

14. August

2014

1. August

2021

Monaco

13. November

2013

1. August

2021

Montenegro

8. November

2013

1. August

2021

Niederlande*

1. Oktober

2015

1. August

2021

Aruba

1. Oktober

2015

1. August

2021

Curaçao

1. Oktober

2015

1. August

2021

Karibische Gebiete (Bonaire, Sint Eustatius und Saba)

1. Oktober

2015

1. August

2021

Sint Maarten

1. Oktober

2015

1. August

2021

Nordmazedonien

16. Juni

2016

1. August

2021

Norwegen

17. Juni

2014

1. August

2021

Österreich

19. Oktober

2017

1. August

2021

Polen

10. September

2015

1. August

2021

Portugal

16. Januar

2017

1. August

2021

Rumänien

28. Mai

2015

1. August

2021

San Marino

6. November

2013

1. August

2021

Schweden

29. März

2016

1. August

2021

Schweiz

15. Juli

2016

1. August

2021

Serbien

29. Mai

2015

1. August

2021

Slowakei

7. Februar

2014

1. August

2021

Slowenien

4. Juli

2017

1. August

2021

Spanien*

20. September

2018

1. August

2021

Tschechische Republik

18. März

2015

1. August

2021

Türkei

2. Mai

2016

1. August

2021

Ukraine

22. März

2018

1. August

2021

Ungarn

30. November

2015

1. August

2021

Vereinigtes Königreich

10. April

2015

1. August

2021

Zypern

16. Juni

2015

1. August

2021

*
Vorbehalte und Erklärungen
Die Vorbehalte und Erklärungen werden in der AS nicht veröffentlicht.
Die französischen und englischen Texte können auf der Internetseite des Europarates: www.coe.int > Deutsch > Mehr > Vertragsbüro > Gesamtverzeichnis eingesehen oder bei der Direktion für Völkerrecht, Sektion Staatsverträge, 3003 Bern, bezogen werden.