451.11

Verordnung
über das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler

(VBLN)

vom 29. März 2017 (Stand am 1. Juni 2017)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 5 des Bundesgesetzes vom 1. Juli 19661 über den Natur- und Heimatschutz (NHG),

verordnet:

Art. 1 Bundesinventar

1 Das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) enthält die im Anhang 1 aufgezählten Objekte.

2 Die genaue Umschreibung der Objekte, die Gründe für ihre nationale Bedeutung, die objektspezifischen Schutzziele sowie die nach Artikel 5 Absatz 1 NHG geforderten weiteren Angaben sind Bestandteil dieser Verordnung, jedoch Gegenstand einer separaten Veröffentlichung.

Art. 2 Veröffentlichung

1 Die Angaben nach Artikel 1 Absatz 2 werden in der Amtlichen Sammlung des Bundesrechts durch Verweis veröffentlicht (Art. 5 Abs. 1 Bst. c des Publikations­gesetzes vom 18. Juni 20042). Sie sind in elektronischer Form3 zugänglich.

2 Das BLN kann unentgeltlich beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) und bei den zuständigen kantonalen Stellen eingesehen werden.

2 SR 170.512

3 Siehe Internetseiten unter www.bafu.admin.ch/bln-gis

Art. 3 Geringfügige Änderung

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunika­tion kann nach Anhörung der Kantone die genaue Umschreibung der Objekte geringfügig ändern. Als geringfügig gelten kleinräumige Anpassungen des Perimeters und inhaltliche Änderungen der Objektumschreibungen, sofern die Gründe für die nationale Bedeutung eines Objekts und dessen Schutzziele nicht berührt werden.

Art. 4 Zusammenarbeit

1 Bei der Überprüfung und Bereinigung des BLN im Sinne von Artikel 5 Absatz 2 NHG sowie der geringfügigen Änderung von Objektumschreibungen nach Artikel 3 sind die zuständigen kantonalen Fachstellen möglichst frühzeitig einzubeziehen.

2 Die Kantone sorgen dafür, dass die Öffentlichkeit in geeigneter Art und Weise einbezogen wird.

Art. 5 Grundsätze

1 Die Objekte müssen in ihrer natur- und kulturlandschaftlichen Eigenart und mit ihren prägenden Elementen ungeschmälert erhalten bleiben.

2 Bei der Festlegung der objektspezifischen Schutzziele sind insbesondere zu berücksichtigen:

a.
der geomorphologische und tektonische Formenschatz sowie die besonderen erdgeschichtlichen Erscheinungen (Geotope);
b.
die natürliche Dynamik der Landschaft, namentlich der Gewässer;
c.
schützenswerte Lebensräume mit ihrer standortgemässen Artenvielfalt und mit ihren wichtigen Funktionen, insbesondere der Vernetzungsfunktion;
d.
die Unberührtheit der Objekte und die Ruhe in den Objekten, soweit sie eine spezifische Eigenart darstellen;
e.
Kulturlandschaften mit ihren typischen Siedlungsstrukturen, land- und waldwirtschaftlichen Nutzungsformen, Bauten, Anlagen, landschaftsprägenden Elementen und kulturhistorischen Objekten; dabei sind ihre Bewirtschaftung und landschaftliche Entwicklung je nach Eigenart der Objekte langfristig zu ermöglichen.
Art. 6 Eingriffe bei Erfüllung von Bundesaufgaben

1 Eingriffe, die keine Auswirkungen auf die Erreichung der objektspezifischen Schutzziele haben, stellen keine Beeinträchtigung der Objekte dar und sind zulässig. Ebenfalls zulässig sind geringfügige Beeinträchtigungen eines Objektes, wenn sie sich durch ein Interesse rechtfertigen lassen, das gewichtiger ist als das Interesse am Schutz des Objektes.

2 Schwerwiegende Beeinträchtigungen eines Objektes im Sinne von Artikel 6 Absatz 2 NHG sind nur zulässig, wenn sie sich durch ein Interesse von nationaler Bedeutung rechtfertigen lassen, das gewichtiger ist als das Interesse am Schutz des Objektes.

3 Hängen mehrere Eingriffe sachlich, räumlich oder zeitlich zusammen, die einzeln als zulässig zu beurteilen sind, oder sind Folgeeingriffe eines zulässigen Eingriffs zu erwarten, so ist auch die Gesamtwirkung auf das Objekt zu beurteilen.

4 Erweist sich eine Beeinträchtigung aufgrund der Interessenabwägung als zulässig, so hat der Verursacher oder die Verursacherin im Hinblick auf das Gebot der grösstmöglichen Schonung für besondere Massnahmen zum bestmöglichen Schutz des Objektes, für Wiederherstellung oder ansonsten für angemessenen Ersatz, wenn möglich im gleichen Objekt, zu sorgen.

Art. 7 Behebung von Beeinträchtigungen

1 Die zuständigen Behörden prüfen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, inwieweit bestehende Beeinträchtigungen vermindert oder behoben werden können.

2 Dabei bleiben der Bestand und die Nutzung von rechtmässig erstellten Bauten und Anlagen gewährleistet.

Art. 8 Berücksichtigung durch die Kantone

1 Die Kantone berücksichtigen das BLN bei ihren Planungen, insbesondere in der Richtplanung nach den Artikeln 6–12 des Raumplanungsgesetzes vom 22. Juni 19794 (RPG). Sie können in ihren Richtplänen aufzeigen, wie sich die Gebiete in den einzelnen Objekten des BLN räumlich entwickeln sollen.

2 Sie sorgen dafür, dass das BLN auf der Grundlage der kantonalen Richtpläne berücksichtigt wird, insbesondere bei der Nutzungsplanung nach den Artikeln 14–20 RPG.

Art. 9 Finanzhilfen

Finanzhilfen des Bundes für Massnahmen zur Erhaltung und Aufwertung der Objekte richten sich nach den Artikeln 4–12a der Verordnung vom 16. Januar 19915 über den Natur- und Heimatschutz.

Art. 10 Beobachtung und Überprüfung

1 Das BAFU beobachtet den Zustand der Objekte. Es stimmt die Beobachtung mit der Umwelt- und Raumbeobachtung der Kantone und anderer Bundesstellen ab.

2 Es führt Erfolgskontrollen durch, um den Vollzug der im NHG sowie in dieser Verordnung vorgesehenen Massnahmen auf ihre Eignung und Wirksamkeit zu überprüfen. Es arbeitet eng mit den betroffenen Bundesämtern und den Kantonen zusammen.

3 Der Bundesrat überprüft die Objekte alle 15–20 Jahre und passt sie gegebenenfalls an.

Anhang 1

(Art. 1 Abs. 1)

Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung

Nr.

Objekt

Kantone

Aufnahme / Revisionen

10

Faltenjura

1001

Linkes Bielerseeufer

BE

1977

1002

Chasseral

BE, NE

1977

1003

Tourbière des Ponts-de-Martel

NE

1977

1004

Creux du Van et Gorges de l’Areuse

NE, VD

1977

1005

Vallée de la Brévine

NE

1977

1006

Vallée du Doubs

JU, NE

1977/1983

1007

La Dôle

VD

1977/1998

1008

Franches-Montagnes

JU, BE

1977/1983

1009

Gorges du Pichoux

BE, JU

1977/1983

1010

Weissenstein

SO

1977/1996

1011

Lägerngebiet

AG, ZH

1977

1012

Belchen-Passwang-Gebiet

BL, SO

1983

1013

Roches de Châtollion

NE

1983/1996

1014

Chassagne

VD

1983/1998

1015

Pied sud du Jura proche de La Sarraz

VD

1983/1998

1016

Aarewaage Aarburg

AG, SO

1996

1017

Aargauer und östlicher Solothurner Faltenjura

AG, SO

1996

1018

Aareschlucht in Brugg

AG

1996

1019

Wasserschloss beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat

AG

1996

1020

Ravellenflue und Chluser Roggen

SO

1996

1021

Gorges de Moutier

BE

1996

1022

Vallée de Joux et Haut-Jura vaudois

VD

1998

1023

Mormont

VD

1998

11

Tafeljura und Juranordfuss

1101

Étangs de Bonfol et de Vendlincourt

JU

1977/1983

1102

Randen

SH

1977

1103

Koblenzer Laufen

AG

1977

1104

Tafeljura nördlich von Gelterkinden

BL

1983

1105

Baselbieter und Fricktaler Tafeljura

AG, BL, SO

1983/1996

1106

Chilpe bei Diegten

BL

1983/1996

1107

Gempenplateau

BL, SO

1983

1108

Aargauer Tafeljura

AG

1996

1109

Aarelandschaft bei Klingnau

AG

1996

1110

Wangen- und Osterfingertal

SH

1996

12

Westliches Mittelland

1201

La Côte

VD

1977/1998

1202

Lavaux

VD

1977/1998

1203

Grèves vaudoises de la rive nord du lac de Neuchâtel

VD

1977/1998

1204

Rhône genevois – Vallons de l’Allondon et de la Laire

GE

1977/1996

1205

Bois de Chênes

VD

1977

1206

Coteaux de Cortaillod et de Bevaix

NE

1977

1207

Marais de la haute Versoix

VD

1977/1998

1208

Rive sud du lac de Neuchâtel

VD, FR, NE, BE

1983/1998

1209

Mont Vully

FR

1983

1210

Chanivaz – Delta de l’Aubonne

VD

1996

13

Zentrales Mittelland

1301

St. Petersinsel – Heidenweg

BE

1977

1302

Alte Aare – Alte Zihl

BE

1977/1996

1303

Hallwilersee

AG, LU

1977

1304

Baldeggersee

LU

1977

1305

Reusslandschaft

AG, ZG, ZH

1977

1306

Albiskette – Reppischtal

ZH

1983

1307

Glaziallandschaft Lorze – Sihl mit Höhronenkette und Schwantenau

SZ, ZG, ZH

1983

1308

Moorlandschaft zwischen Rothenthurm und Biberbrugg

SZ, ZG

1983

1309

Zugersee

LU, SZ, ZG

1983

1310

Gletschergarten Luzern

LU

1983

1311

Napfbergland

BE, LU

1983

1312

Wässermatten in den Tälern der Langete, der Rot und der Önz

BE, LU

1983/1996

1313

Steineberg – Steinhof – Burgäschisee

BE, SO

1983

1314

Aarelandschaft zwischen Thun und Bern

BE

1983

1315

Amsoldinger- und Übeschisee

BE

1983

1316

Stausee Niederried

BE

1983

1317

Endmoränenzone von Staffelbach

AG

1996

1318

Wauwilermoos – Hagimoos – Mauesee

LU

1996

1319

Aareknie Wolfwil-Wynau

BE, SO

1996

1320

Schwarzenburgerland mit Sense- und Schwarzwasserschlucht

BE, FR

1996

1321

Oberes Emmental mit Räbloch, Schopfgrabe und Rämisgumme

BE

1996

14

Nördliches und östliches Mittelland

1401

Drumlinlandschaft Zürcher Oberland

ZH

1977

1402

Imenberg

TG

1977

1403

Glaziallandschaft zwischen Thur und Rhein

TG, ZH

1977/1983

1404

Glaziallandschaft zwischen Neerach und Glattfelden

ZH

1977

1405

Frauenwinkel – Ufenau – Lützelau

SZ

1977

1406

Obersee

SG, SZ

1977/1996

1407

Chatzenseen

ZH

1977

1408

Jörentobel

ZH

1977

1409

Pfäffikersee

ZH

1977

1410

Irchel

ZH

1977

1411

Untersee – Hochrhein

SH, TG, ZH

1983

1412

Rheinfall

SH, ZH

1983

1413

Thurgauisch-fürstenländische Kulturlandschaft mit Hudelmoos

SG, TG

1983

1414

Thurlandschaft zwischen Lichtensteig und Schwarzenbach

SG

1983/1996

1415

Böllenbergtobel bei Uznach

SG

1983

1416

Kaltbrunner Riet

SG

1983

1417

Lützelsee – Seeweidsee – Ütziker Riet

ZH

1983

1418

Espi – Hölzli

TG

1983

1419

Pfluegstein ob Herrliberg

ZH

1983

1420

Hörnli-Bergland

SG, TG, ZH

1996

15

Westlicher Alpennordhang

1501

Gälte – Iffigen

BE

1977

1502

Les Grangettes

VD

1977/1998

1503

Diablerets – Vallon de Nant- Derborence (partie ouest)

VD, VS

1977/1998

1504

Vanil Noir

FR, VD

1977/1996/1998

1505

Hohgant

BE

1977

1506

Chaltenbrunnenmoor – Wandelalp

BE

1977

1507

Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (nördlicher Teil)

BE, VS

1983/1996

1508

Weissenau

BE

1983

1509

Luegibodenblock

BE

1983

1510

La Pierreuse – Gummfluh – Vallée de L’Étivaz

VD, BE

1983/1998

1511

Giessbach

BE

1996

1512

Aareschlucht zwischen Innertkirchen und Meiringen

BE

1996

1513

Engstligenalp und Entschligefäll

BE

1996

1514

Breccaschlund

FR

1996

1515

Tour d’Aï – Dent de Corjon

FR, VD

1998

16

Zentraler und östlicher Alpennordhang

1601

Silberen

SZ, GL

1977

1602

Murgtal – Mürtschen

GL, SG

1977

1603

Maderanertal – Fellital

UR

1977

1604

Lauerzersee

SZ

1977

1605

Pilatus

LU, NW, OW

1977/2017

1606

Vierwaldstättersee mit Kernwald, Bürgenstock und Rigi

LU, NW, OW, SZ, UR

1983/2017

1607

Bergsturzgebiet von Goldau

SZ, ZG

1983

1608

Flyschlandschaft Haglere – Glaubenberg – Schlieren

LU, OW

1983

1609

Schratteflue

LU

1983

1610

Scheidnössli

UR

1983

1611

Lochsiten bei Schwanden

GL

1983

1612

Säntisgebiet

AR, AI, SG

1996

1613

Speer – Churfirsten – Alvier

SG

1996

1614

Taminaschlucht

SG

1996

1615

Melser Hinterberg – Flumser Kleinberg

SG

1996

17

Wallis

1701

Binntal

VS

1977

1702

Lac de Tanay

VS

1977

1703

Haut Val de Bagnes

VS

1977

1704

Mont d’Orge

VS

1977

1705

Valère et Tourbillon

VS

1977

1706

Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (südlicher Teil)

BE, VS

1983/1998

1707

Dent Blanche – Matterhorn – Monte Rosa

VS

1983/1998

1708

Pyramides d’Euseigne

VS

1983

1709

Blocs erratiques au-dessus de Monthey et de Collombey

VS

1983

1710

Rhonegletscher mit Vorgelände

VS

1996

1711

Raron – Heidnischbiel

VS

1996/1998

1712

Les Follatères – Mont du Rosel

VS

1996

1713

Diablerets – Vallon de Nant – Derborence (partie est)

VD, VS

1996

1714

Bergji – Platten

VS

1998

1715

Gorges du Trient

VS

1998

1716

Pfynwald – Illgraben

VS

1998

1717

Laggintal – Zwischbergental

VS

1998

1718

Val de Réchy – Sasseneire

VS

1998

18

Tessin

1801

Piora – Lucomagno – Dötra

TI

1977

1802

Delta del Ticino e della Verzasca

TI

1977

1803

Monte Generoso

TI

1977

1804

Monte San Giorgio

TI

1977

1805

Monte Caslano

TI

1977

1806

Ponte Brolla – Arcegno

TI

1977

1807

Val Verzasca

TI

1983

1808

Val Bavona

TI

1983

1809

Campolungo – Campo Tencia – Piumogna

TI

1983

1810

San Salvatore

TI

1983

1811

Arbòstora – Morcote

TI

1983

1812

Gandria e dintorni

TI

1983

1813

Denti della Vecchia

TI

1983

1814

Paesaggio fluviale e antropico della Valle di Blenio

TI

1996

19

Graubünden

1901

Lai da Tuma

GR

1977

1902

Ruinaulta

GR

1977

1903

Auenlandschaft am Unterlauf des Hinterrheins

GR

1977

1904

Val da Camp

GR

1977

1905

Kesch-Ducan-Gebiet

GR

1977

1906

Trockengebiet im vorderen Domleschg

GR

1977

1907

Quellgebiet des Hinterrheins – Passo del San Bernardino

GR

1977

1908

Oberengadiner Seenlandschaft und Berninagruppe

GR

1983

1909

Piz Arina

GR

1983

1910

Silvretta – Vereina

GR

1983

1911

Tomalandschaft bei Domat/Ems

GR

1983

1912

Paludi del San Bernardino

GR

1996

1913

Greina – Piz Medel

GR, TI

1996

1914

Plasseggen – Schijenflue

GR

1996

1915

Schweizerischer Nationalpark und angrenzende Gebiete

GR

1996

1916

Val Bondasca – Val da l’Albigna

GR

1998

Anhang 2

(Art. 12)

Änderung anderer Erlasse

7

7 Die Änderungen können unter AS 2017 2815 konsultiert werden.