Dieser Anhang beinhaltet die präkolumbischen Kategorien archäologischer Güter aus der Zeit zwischen ca. 1500 v. Chr. und 1500 n. Chr. und umfasst, jedoch nicht ausschliesslich, folgende Objektkategorien:
I. Kategorie Skulpturen, bis ca. 900 n. Chr.
Vorkommen: Diese Kategorie bezieht sich auf monolithische Statuen, die meisten stammen aus Fundstätten aus der San Augustín Kultur (ab 1. Jh. n. Chr.–900 n. Chr.) im Alto Magdalena, sie werden auch in den Gebieten von Tierradentro, im Norden von Nariño und Popayán gefunden.
Merkmale: Die meisten Skulpturen werden im Archäologiepark von San Augustín gefunden. Sie sind hauptsächlich aus vulkanischem Gestein geschaffen wie Basalt, Tekitit, Monsonit, Komptonit und Andesit. Die am häufigsten vorkommenden Rohstoffe sind quarzreicher Dazit, Basalt und Feldspat (Andesit). Sie sind in Meisseltechnik geschaffen, der häufigsten Bearbeitungstechnik für Statuen. Allgemein erscheint die Meisselung auf den vier Seiten, doch nicht alle Statuen weisen dieses Merkmal auf. Die grössten Standbilder sind rund 3 m hoch (Alto del Lavapatas, Alto de las Piedras).
Neben der Meisselung weisen viele Statuen und Steinplatten von Grabstrukturen Malereien mit geometrischen Zeichnungen in roter, gelber oder schwarzer Farbe auf. Auf verschiedenen Sarkophagen können wir auch gemeisselte Figuren beobachten, einzelne haben Deckel mit menschlichen und tierischen Darstellungen (Alto de los Ídolos). Einzelne Platten und Skulpturen weisen eingemeisselte linienhafte Zeichnungen mit menschlichen Motiven auf (El Tablón y La Chaquira). Im «fuente ceremonial de Lavapatas» (Zeremonienbrunnen von Lavapatas) kann man als Flachrelief Rinnen, tierische und menschliche Figuren, in den Grund des Bodens gemeisselte Figuren von gleicher Zahl und in ähnlichem Stil wie jene auf den Statuen erkennen.
II. Kategorie Keramik, bis ca. 1500 n. Chr.
Vorkommen: Die geografische Verteilung der Herkunft dieser Objekte erstreckt sich über das ganze Land, doch die Plünderung und der rechtswidrige Handel betreffen hauptsächlich die Gebiete, in denen folgende Kulturen leben: Tairona, Muisca, Guane, Tolima, Magdalena Medio, San Augustín, Tierradentro, Nariño, Tumaco, Calima, Malagana, Quimbaya, Cauca, Urabá und Sinú.
Merkmale: Diese Kategorie umfasst Luxus- und Gebrauchsgegenstände, die man in den Überresten von Wohnstätten oder unter den Grabbeigaben in verschiedenen Regionen des Landes und aus verschiedenen prähispanischen Epochen gefunden hat. Die Skulpturen, Statuetten, Wirtel, Raffeln, Siebe und zahlreichen Klassen von Gefässen weisen eine grosse stilistische Vielfalt und eine grosse Vielfalt der Formen und Funktionen auf.
1. Statuetten
Die Unterkategorie «Statuetten» der archäologischen Keramikobjekte Kolumbiens ist vermutlich die am meisten gehandelte, oder zumindest die auf dem illegalen Markt am meisten gefragte. Sie umfasst kleine Miniaturskulpturen in Menschen- und Tierform aus gebranntem Ton aus Gegenden wie Tumaco (Pazifikküste des südlichen Kolumbiens), Bajo Sinú und San Jorge (Küstenebenen am Atlantik, im Norden des Landes), und besonders die sog. «Figuritas Momil»; und die Tonfiguren von La Guajira sowie aus den archäologischen Gebieten Quimbaya und Calima im Südwesten Kolumbiens.
2. Tongefässe
Dies ist die häufigste und vielfältigste Kategorie. Sie erscheint in der archäologischen Datierung bereits sehr früh, in der archaischen Zeit (ca. 4000 v. Chr.–1000 n. Chr.) an der Atlantikküste, und seit der präklassischen Zeit (ca. 1000 v. Chr.– 1. Jh. n. Chr.) in Gräbern und anderen Fundstätte-Klassen im ganzen Land. Die Verzierungsstile sowie die typischen Formen und Funktionen der Tongefässe variieren je nach Region und Epoche. Als präkolumbische Gefässtypen, die dem rechtswidrigen Handel am meisten ausgesetzt sind, gelten die reich verzierten Gefässe (sei es Kerbung, Modellierung, Auftragen und/oder Bemalung). Sie stammen aus allen Regionen. Es kam sehr häufig vor, dass sie auch als Teil der Grabbeigaben an der Seite des beigesetzten Körpers verwendet wurden. Diese Kategorie umfasst Unterkategorien wie:
Gefässe aus der frühen präklassischen Zeit: Aus Stätten wie Monsú, Puerto Hormiga, San Jacinto, Canapote, Barolvento, Zambrano, Malambo, Momil und Crespo.
Gefässe aus der späten präklassischen Zeit an den Küsten: An der Pazifikküste sind dies die Stätten Tumaco, Inguapí, El Balsal und Pampa de Nerete und Cupica (Chocó). An der Atlantikküste sind die Stätten La Guajira, das Ranchería-Flusstal und ein Teil des Tals des Río Cesar, der obere Río Sinú, die Berghänge der Abibe- und San Jerónimogebirge und der Golf von Urabá.
Gefässe aus der klassischen und neueren Zeit: Die Bildung und Konsolidierung von Kazikenbezirken begann in diesen Epochen mit regionalen politischen Einheiten und Siedlungszentren. Die wichtigsten Kazikenbezirke der klassischen und der neueren Epoche befinden sich in den Regionen der heutigen Magdalena (Sierra Nevada de Santa Marta), Córdoba, Santander, Cundinamarca, Boyacá, Caldas, Risaralda, Quindío, Antioquia, Tolima, Huila, Valle, Cauca und Nariño. Die dort vertretenen archäologischen Kulturen sind Tairona, Sinú, Guane, Muisca, Quimbaya, Calima, San Augustín Tierradentro und Nariño.
3. Graburnen
Diese Unterkategorie von Tonobjekten umfasst eine grosse Vielfalt von Gefässtypen, welche die Funktion hatten, die menschlichen Überreste der zweiten Begräbnisse aufzunehmen. Sie werden sowohl isoliert als auch als Teil von Gräbern mit mehreren Verstorbenen gefunden. Sie enthalten, an den intakten Fundstätten, die vollständigen Knochen oder Teile von einer oder mehreren Personen. Sie kommen besonders häufig in folgenden Regionen vor: Valle del Cauca (La Cumbe–Pavas und Guabas Stil), mittleres Tal des Cauca und Antioquia (Quimbaya Stil). Mittleres Magdalena, Valle y Tolima (Stil Mittleres Magdalena), Guajira, östliche Llanos (Stil östliche Llanos), Putumayo, Córdoba und Sucre (Sinú Stil) Magdalena (Tairona, Tamalameque, Mosquito und Chimila Stil) und Süden der Pazifikküste (Tumaco-La Tolita Stil).
4. Verschiedene Keramik
Dieser Typ umfasst eine ganze Vielzahl von Objekten, die nicht in die Kategorien Statuetten, Gefässe oder Urnen gehören, wie Wirtel von Spindeln, Reiben, Siebe und Gebrauchsgegenstände verschiedenster Formen (Krüge, Teller und Tassen). Umfasst werden die Kulturen des ganzen Landes, darunter Calima, La Guajira, Nariño, Quibaya, San Jorge, Sinú, Tairona und Tumaco).
III. Kategorie Schmuck, bis ca. 1500 n. Chr.
Stile: Die repräsentativsten prähispanischen Schmuckstile Kolumbiens sind: Calima, Muisca, Nariño, Quimbaya, Sinú, Tairona, Tolima, Tumaco, Cauca, Tierradentro und San Augustín.
Merkmale: Diese Kategorie umfasst Kunsthandwerk aus Gold und Legierungen wie Gold, Kupfer, Platin und andere Metalle. Die Stile sind vielfältig und das Hauptmerkmal sind die grosse Kunstfertigkeit und die Kombination von menschlichen und tierischen Formen mit Darstellungen übernatürlicher Wesen. Einige Werke stellen mit religiösen Ritualen verbundene Figuren dar, die «den Flug des Schamanen» zeigen, ein Bild, das im mittelamerikanischen Raum häufig vorkommt. Die Werke umfassen Anhänger, Brustplatten, Nasenringe, Halsketten, Zeremonienstäbe, Platten, Miniaturskulpturen, Masken, Ohrringe, Ohrenklappen, Poporos (Zeremoniegefässe), Nadeln, Glieder von Halsketten, Spiralen und Knöpfe. Die Objekte dieser Kategorie gehören in den meisten Fällen in die klassische Zeit (1.–9. Jh. n. Chr.) oder in die Neuere Zeit (900–1500 n. Chr.)
IV. Kategorie Holz, bis ca. 1500 n. Chr.
Diese Kategorie umfasst aus Hartholz geschnitzte Werke, vor allem kleine Bänke und Stühle, Stäbe, Nadeln, Webschiffchen, Sarkophage aus Palmholz und Säbel (vor allem aus den Gegenden von Nariño, Calima und San Augustín) und menschliche Skulpturen aus Hartholz (vor allem aus der Region Muisca). Dieser Typ von Objekten stammt aus allen archäologischen Epochen bis ca. 1500 n. Chr.
V. Kategorie Bewegliche Steine, bis ca. 1500 n. Chr.
Die Herstellung von archäologischen Werken aus gehauenem und geschliffenem Stein ist in Kolumbien sehr vielfältig. Die Objekte aus Stein stammen aus Gräbern und Fundstätten aus allen Epochen von der paläoindianischen (präkeramischen) Zeit (16 000–7000 v. Chr.) bis zur Kolonialzeit. Am meisten wird illegaler Handel mit archäologischen Werken aus Stein betrieben mit flachen dekorativen Steinanhängern, Gliedern von Halsketten, monolithischen Ritualäxten, Hacken, Spindelwirteln und anderen kleine Objekten aus geschliffenem Stein, vor allen aus den Regionen Calima, Tairona, Guane, Muisca und Alto Magdalena.
VI. Kategorie Knochen, bis ca. 1500 n. Chr.
Gemeisselte Objekte vor allem aus Knochen von Wildtieren und -pflanzen, in Form von Nadeln, Haken von Webschiffchen, Musikinstrumenten (Flöten) und Gliedern von Halsketten oder Anhänger (vor allem aus den Regionen Muisca, Guane, Calima und San Augustín), allen archäologischen Epochen zugeordnet.
VII. Kategorie Textilien, bis ca. 1500 n. Chr.
Die meisten archäologischen Textilien, die in Kolumbien vorkommen, findet man zusammen mit Grabbeigaben in Gräbern mit mumifizierten Leichen. Die Stoffe waren meist gewebt, es wurde Baumwolle, manchmal gefärbt, als Rohstoff verwendet. Sie stammen aus den Regionen Muisca, Guane, Sinú und Nariño und aus der klassischen Zeit. In Nariño werden auch Metalle wie Gold und Kupfergold hinzugefügt.
VIII. Kategorie Höhlenmalerei, bis ca. 1500 n. Chr.
Diese archäologischen Relikte sind geografisch sehr verstreut und zeichnen sich aus durch eine grosse Vielfalt der Zeichnungen, viele Formen und Ausmasse sowie durch den Gebrauch vieler verschiedener Materialien. Die archäologischen Forschungen konnten noch keine sichere Chronologie für diesen Typus von Relikten in Kolumbien erstellen. Die meisten sind Flachreliefgravuren (Felsenzeichnungen) und Malereien in verschiedenen Farben auf glatten Oberflächen grosser Steine. Fragmente dieser Steine wurden herausgebrochen und illegal aus vielen Gebieten des Landes weggeschafft, auch jene von Gorgona im Cauca, Mesitas del Colegio in Cundinamarca, San Augustín in El Huila sowie Sáchica, Sogamoso, Buenavista und Muzo in Boyacá.