0.191.021

AS 1968 918; BBl 1964 II 457

Übersetzung

Fakultativprotokoll
zum Wiener Übereinkommen
über konsularische Beziehungen betreffend die
obligatorische Beilegung von Streitigkeiten

Abgeschlossen in Wien am 24. April 1963
Von der Bundesversammlung genehmigt am 18. Dezember 19641
Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 3. Mai 1965
In Kraft getreten für die Schweiz am 19. März 1967

(Stand am 1. Oktober 2012)

Die Vertragsstaaten dieses Protokolls und des Wiener Übereinkommens über konsularische Beziehungen2, im folgenden als «Übereinkommen» bezeichnet, das von der vom 4. März bis zum 22. April 1963 in Wien abgehaltenen Konferenz der Vereinten Nationen angenommen wurde,

von dem Wunsch geleitet, zur Regelung aller sie betreffenden Streitigkeiten über die Auslegung oder Anwendung des Übereinkommens die obligatorische Gerichtsbarkeit des Internationalen Gerichtshofs in Anspruch zu nehmen, sofern die Parteien sich nicht innerhalb einer angemessenen Frist über eine andere Form der Beilegung geeinigt haben,

sind wie folgt übereingekommen:

Art. I

Streitigkeiten über die Auslegung oder Anwendung des Übereinkommens unterliegen der obligatorischen Gerichtsbarkeit des Internationalen Gerichtshofs und können diesem daher durch Klage einer Streitpartei unterbreitet werden, die Vertragspartei dieses Protokolls ist.

Art. II

Binnen zwei Monaten, nachdem eine Partei der andern notifiziert hat, dass nach ihrer Auffassung eine Streitigkeit vorliegt, können die Parteien Übereinkommen, diese nicht dem Internationalen Gerichtshof, sondern einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Nach Ablauf der genannten Frist kann jede Partei die Streitigkeit im Klagewege dem Gerichtshof unterbreiten.

Art. III

1.  Innerhalb derselben Frist von zwei Monaten können die Parteien vereinbaren, vor Anrufung des Internationalen Gerichtshofs ein Vergleichsverfahren einzuleiten.

2.  Die Vergleichskommission hat binnen fünf Monaten nach ihrer Einsetzung ihre Empfehlungen abzugeben. Nehmen die Streitparteien diese Empfehlungen nicht binnen zwei Monaten nach ihrer Abgabe an, so kann jede Partei die Streitigkeit im Klagewege dem Gerichtshof unterbreiten.

Art. IV

Vertragsstaaten des Übereinkommens, des Fakultativprotokolls über den Erwerb der Staatsangehörigkeit sowie des vorliegenden Protokolls können jederzeit erklären, dass sie dieses Protokoll auch auf Streitigkeiten anwenden werden, die sich aus der Auslegung oder Anwendung des Fakultativprotokolls über den Erwerb der Staats­angehörigkeit ergeben. Diese Erklärungen sind dem Generalsekretär der Vereinten Nationen zu notifizieren.

Art. V

Dieses Protokoll liegt für alle Staaten, die Vertragsparteien des Übereinkommens werden, wie folgt zur Unterzeichnung auf: bis zum 31. Oktober 1963 im Bundes­ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in der Republik Österreich und danach bis zum 31. März 1964 am Sitz der Vereinten Nationen in New York.

Art. VI

Dieses Protokoll bedarf der Ratifizierung. Die Ratifikationsurkunden sind beim Generalsekretär der Vereinten Nationen zu hinterlegen.

Art. VII

Dieses Protokoll liegt zum Beitritt für alle Staaten auf, die Vertragsparteien des Übereinkommens werden. Die Beitrittsurkunden sind beim Generalsekretär der Vereinten Nationen zu hinterlegen.

Art. VIII

1.  Dieses Protokoll tritt an demselben Tag wie das Übereinkommen oder aber am dreissigsten Tag nach dem Zeitpunkt in Kraft, an dem die zweite Ratifikations- oder Beitrittsurkunde zu dem Protokoll beim Generalsekretär der Vereinten Nationen hinterlegt worden ist, je nachdem, welcher Tag später liegt.

2.  Für jeden Staat, der dieses Protokoll nach seinem gemäss Ziffer 1 erfolgten Inkrafttreten ratifiziert oder ihm beitritt, tritt es am dreissigsten Tag nach Hinter­legung seiner eigenen Ratifikations- oder Beitrittsurkunde in Kraft.

Art. IX

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen notifiziert allen Staaten, die Vertragsparteien des Übereinkommens werden,

a.
die Unterzeichnungen dieses Protokolls und die Hinterlegung der Ratifika­tions- und Beitrittsurkunden gemäss den Artikeln V, VI und VIII;
b.
die gemäss Artikel IV abgegebenen Erklärungen;
c.
den Tag, an dem dieses Protokoll gemäss Artikel VIII in Kraft tritt.
Art. X

Die Urschrift dieses Protokolls, dessen chinesischer, englischer, französischer, russischer und spanischer Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, wird beim General­sekretär der Vereinten Nationen hinterlegt; dieser übermittelt allen in Artikel V bezeichneten Staaten beglaubigte Abschriften.

Unterschriften

Zu Urkund dessen haben die unterzeichneten, von ihren Regierungen hierzu gehörig befugten Bevollmächtigten dieses Protokoll unterschrieben.

Geschehen zu Wien am vierundzwanzigsten April neunzehnhundertdreiundsechzig.

(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 1. Oktober 20123

3 AS 1974 1281, 1976 1465, 1977 1411, 1979 560, 1981 2064, 1984 197, 1987 468, 1991 898, 2004 1379, 2007 1171, 2010 785 und 2012 5511. Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation

Beitritt (B)

Inkrafttreten

Australien

12. Februar

1973 B

14. März

1973

Belgien

  9. September

1970

  9. Oktober

1970

Botsuana

12. Mai

2008 B

11. Juni

2008

Bulgarien

11. Juli

1989 B

10. August

1989

Burkina Faso

11. August

1964

19. März

1967

Dänemark

15. November

1972

15. Dezember

1972

Deutschland

  7. September

1971

  7. Oktober

1971

Dominikanische Republik

  4. März

1964

19. März

1967

Estland

21. Oktober

1991 B

20. November

1991

Finnland

  2. Juli

1980

  1. August

1980

Frankreich

31. Dezember

1970

30. Januar

1971

Gabun

23. Februar

1965

19. März

1967

Indien

28. November

1977 B

28. Dezember

1977

Iran

  5. Juni

1975 B

  5. Juli

1975

Island

  1. Juni

1978 B

  1. Juli

1978

Italien

25. Juni

1969

25. Juli

1969

Japan

  3. Oktober

1983 B

  2. November

1983

Kenia

  1. Juli

1965 B

19. März

1967

Korea (Süd-)

  7. März

1977 B

  6. April

1977

Laos

  9. August

1973 B

  8. September

1973

Liechtenstein

18. Mai

1966

19. März

1967

Litauen

26. September

2012 B

26. Oktober

2012

Luxemburg

  8. März

1972

  7. April

1972

Madagaskar

17. Februar

1967 B

19. März

1967

Malawi

23. Februar

1981 B

25. März

1981

Mauritius

13. Mai

1970 B

12. Juni

1970

Mexiko

15. März

2002 B

14. April

2002

Nepal

28. September

1965 B

19. März

1967

Neuseeland

10. September

1974 B

10. Oktober

1974

Nicaragua

  9. Januar

1990 B

  8. Februar

1990

Niederlandea

17. Dezember

1985 B

16. Januar

1986

    Aruba

17. Dezember

1985

16. Januar

1986

    Curaçao

17. Dezember

1985

16. Januar

1986

    Karibische Gebiete (Bonaire,
    Sint Eustatius und Saba)

17. Dezember

1985

16. Januar

1986

    Sint Maarten

17. Dezember

1985

16. Januar

1986

Niger

21. Juni

1978

21. Juli

1978

Norwegen

13. Februar

1980

14. März

1980

Oman

31. Mai

1974 B

30. Juni

1974

Österreich

12. Juni

1969

12. Juli

1969

Pakistan

29. März

1976 B

28. April

1976

Panama

28. August

1967

27. September

1967

Paraguay

23. Dezember

1969 B

22. Januar

1970

Peru

23. März

2007

22. April

2007

Philippinen

15. November

1965

19. März

1967

Rumänien

19. September

2007 B

19. Oktober

2007

Schweden

19. März

1974

18. April

1974

Schweiz

  3. Mai

1965

19. März

1967

Senegal

29. April

1966 B

19. März

1967

Seychellen

29. Mai

1979 B

28. Juni

1979

Slowakei

27. April

1999 B

27. Mai

1999

Spanien

21. September

2011 B

21. Oktober

2011

Suriname

11. September

1980 B

11. Oktober

1980

Ungarn

  8. Dezember

1989 B

  7. Januar

1990

Vereinigtes Königreich

  9. Mai

1972

  8. Juni

1972

    Gebiete unter territorialer
    Souveränität des Vereinigten
    Königreichs

  9. Mai

1972

  8. Juni

1972

a
Für das Königreich in Europa.