0.747.305.14

Übersetzung1

Fakultatives Unterzeichnungsprotokoll
über die obligatorische Beilegung von Streitigkeiten

Abgeschlossen in Genf am 29. April 1958
Von der Bundesversammlung genehmigt am 14. Dezember 19652
Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 18. Mai 1966
In Kraft getreten für die Schweiz am 17. Juni 1966

(Stand am 15. April 2010)

1 AS 1966 1007; BBl 1965 II 1 Übersetzung des französischen Originaltexts.

2 Art. 1 Abs. 1 Bst. e des BB vom 14. Dez. 1965 (AS 1966 973).

Die Vertragsstaaten dieses Protokolls und eines oder mehrerer Übereinkommen über das Seerecht, die von der in Genf vom 24. Februar 1958
bis zum 27. April 1958 abgehaltenen Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen angenommen wurden,

Vom Wunsche geleitet, alle zwischen ihnen entstehenden Streitigkeiten über die Auslegung oder Anwendung aller Artikel sämtlicher Übereinkommen über das Seerecht vom 29. April 19583 der obligatorischen Gerichtsbarkeit des Internationalen Gerichtshofes zur Lösung zu unterbreiten, sofern nicht eine andere Art der Streitbeilegung in einem Übereinkommen vorgesehen oder von den Parteien im gegenseitigen Einvernehmen innerhalb einer angemessenen Frist angenommen worden ist,

haben folgendes vereinbart:

Art. I

Streitigkeiten über die Auslegung oder die Anwendung sämtlicher Übereinkommen über das Seerecht fallen unter die obligatorische Gerichtsbarkeit des Internationalen Gerichtshofes, der zu diesem Zweck auf Antrag jeder an der Streitigkeit beteiligten Partei, die selbst Vertragspartei dieses Protokolls ist, angerufen werden kann.

Art. II

Diese Verpflichtung bezieht sich auf alle Bestimmungen sämtlicher Übereinkommen über das Seerecht mit Ausnahme der Artikel 4, 5, 6, 7 und 8 des Übereinkommens über die Fischerei und die Erhaltung der biologischen Reichtümer der Hohen See4, auf welche die Artikel 9, 10, 11 und 12 dieses Übereinkommens anwendbar bleiben.

Art. III

Die Parteien können innerhalb einer Frist von zwei Monaten, nachdem eine Partei der anderen ihre Auffassung mitgeteilt hat, dass eine Streitigkeit vorliegt, im gegenseitigen Einvernehmen ein Verfahren vor einem Schiedsgericht vereinbaren, statt den Gerichtshof anzurufen. Nach Ablauf dieser Frist kann jede Vertragspartei dieses Protokolls die Streitigkeit durch einen Antrag beim Gerichtshof anhängig machen.

Art. IV

1.  Die Vertragsparteien dieses Protokolls können ebenfalls im gegenseitigen Einvernehmen innerhalb der gleichen Frist von zwei Monaten vereinbaren, ein Vergleichsverfahren durchzuführen, ehe sie den Gerichtshof anrufen.

2.  Die Vergleichskommission hat ihre Empfehlungen innerhalb von fünf Monaten nach ihrer Errichtung abzufassen. Weder diese Empfehlungen von den am Streit beteiligten Parteien nicht innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Bekanntgabe angenommen, so steht es jeder Partei frei, die Streitigkeit durch einen Antrag beim Gerichtshof anhängig zu machen.

Art. V

Dieses Protokoll steht allen Staaten, die Vertragsparteien eines der von der Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen angenommenen Übereinkommens über das Seerecht sind, zur Unterzeichnung offen und bedarf, gemäss den Verfassungs­bestimmungen der Unterzeichnerstaaten, gegebenenfalls der Ratifikation.

Art. VI

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen benachrichtigt alle Staaten, die Vertragsparteien eines der Übereinkommen über das Seerecht werden, von der Unterzeichnung dieses Protokolls und von der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden gemäss Artikel V.

Art. VII

Das Original dieses Protokolls, dessen englischer, chinesischer, spanischer, französischer und russischer Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, wird beim General­sekretär der Vereinten Nationen hinterlegt, der jedem der in Artikel V bezeichneten Staaten eine beglaubigte Abschrift übermittelt.

Unterschriften

Zu Urkund dessen haben die von ihren Regierungen hiezu gehörig bevollmächtigten Unterzeichneten dieses Übereinkommens mit ihrer Unterschrift versehen.

Geschehen zu Genf, am neunundzwanzigsten April neunzehnhundertachtundfünfzig.

(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 15. April 20105

5 Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation
Nachfolge­erklärung (N)
Unterzeichnet ohne Ratifikations­vorbehalt (U)

Inkrafttreten

Australien

14. Mai

1963 U

13. Juni

1963

Belgien

  6. Januar

1972 U

  5. Februar

1972

Bosnien und Herzegowina

12. Januar

1994 N

  6. März

1992

China

29. April

1958 U

11. November

1970

Costa Rica

29. April

1958 U

17. März

1972

Dänemark

26. September

1968

26. September

1968

Deutschland*

26. Juli

1973

25. August

1973

Dominikanische Republik

29. April

1958 U

10. September

1964

Finnland

16. Februar

1965

18. März

1965

Frankreich

30. Oktober

1958 U

14. Juli

1965

Haiti

29. März

1960

30. September

1962

Kolumbien*

29. April

1958 U

30. September

1962

Madagaskar

10. August

1962 U

30. September

1962

Malawi

17. Dezember

1965 U

17. Dezember

1965

Malaysia

  1. Mai

1961 U

30. September

1962

Malta

19. Mai

1966 N

21. September

1964

Mauritius

  5. Oktober

1970 N

12. März

1968

Montenegro

23. Oktober

2006 N

  3. Juni

2006

Nepal

29. April

1958 U

27. Januar

1963

Neuseeland

29. Oktober

1958 U

17. Februar

1965

Niederlande*

18. Februar

1966

20. März

1966

Niederländische Antillen

18. Februar

1966

20. März

1966

Portugal

  8. Januar

1963

  7. Februar

1963

Salomoninseln

  3. September

1981 N

  7. Juli

1978

Schweden

28. Juni

1966

  1. Juli

1966

Schweiz

18. Mai

1966

17. Juni

1966

Serbien

12. April

2001 N

27. April

1992

Sierra Leone

14. Februar

1963 U

14. Februar

1963

Uganda

15. September

1964 U

14. Oktober

1964

Ungarn

  8. Dezember

1989 U

  8. Dezember

1989

Vereinigtes Königreich* a

  9. September

1958 U

30. September

1962

*

Vorbehalte und Erklärungen.

Die Vorbehalte und Erklärungen werden in der AS nicht veröffentlicht. Die französischen und englischen Texte können auf der Internetseite der Vereinten Nationen: http://untreaty.un.org/ eingesehen oder bei der Direktion für Völkerrecht, Sektion
Staatsverträge, 3003 Bern bezogen werden.

a

Bis zum 30. Juni 1997 war das Prot. auf Grund einer Ausdehnungserklärung des
Vereinigten Königreichs in Hongkong anwendbar. Seit dem 1. Juli 1997 bildet Hongkong eine besondere Verwaltungsregion (SAR) der Volksrepublik China. Das Prot. ist seither nicht in der SAR Hongkong anwendbar. Die Volksrepublik China ist nicht Vertragsstaat dieses Prot.